Du möchtest als Verkäufer mithilfe von Amazon FBA Deutschland und vielleicht auch andere europäische Länder mit deinen Produkten beliefern? Eine gute Idee, denn nach wie vor dominiert das Unternehmen mit schneller Lieferung und großem Angebot das Online-Business. Damit du dein Geschäft professionell an den Start bringen kannst, haben wir hier einige wichtige Tipps zu den Besonderheiten für Deutschland zusammengestellt.
Antonia Klatt
Last Updated on 10 February 2022Hierzulande sind in den vergangenen Jahren immer mehr Amazon-Logistikzentren entstanden. Mittlerweile gibt es sie zum Beispiel in Graben nahe Augsburg, in Bad Hersfeld, Pforzheim, Leipzig, Brieselang, Winsen und Dortmund. Hinzu kommen mehrere Verteilzentren, die in ganz Deutschland angesiedelt sind. Deine Produkte, die du mit Amazon FBA Deutschland, also der Auftragsabwicklung via Amazon versenden lassen möchtest, schickst du in das jeweilige Logistikzentrum, das dir im Amazon Seller Central vorgegeben wird.
Von dort aus macht es sich dann auf den Weg in genau die Lager, wo sie dem Online-Unternehmen zufolge gebraucht werden. Du sparst dir dadurch jede Menge Arbeit, Stress und Lagerkosten, denn deine Produkte gehen ohne dein weiteres Zutun direkt an die Kunden – und das, wenn gewünscht, sogar im europäischen Ausland.
Auch du möchtest mit Amazon FBA in Deutschland durchstarten? Diese Themen solltest du als Verkäufer unbedingt im Blick behalten:
- Gebühren für Amazon FBA
- Für die Amazon-Lagerung in Deutschland fallen höhere Kosten an
- OSS-Registrierung zur vereinfachten Abwicklung von Steuern
- Weitere rechtliche Voraussetzungen für dein Amazon-Business in Deutschland
Amazon FBA Deutschland: Diese Gebühren fallen an
Nachdem du dich als Amazon-Verkäufer angemeldet hast, musst du gleich eine erste Entscheidung fällen – nämlich die zwischen Basis- und Profikonto. Ist dein Business noch klein und du verkaufst weniger als 40 Artikel pro Monat, reicht dir das Basismodell. Du bezahlst dann lediglich 0,99 EUR pro Einheit plus Verkaufsgebühren. Für das Profikonto zahlst du monatlich 39,- EUR zuzüglich anfallender Verkaufsgebühren.
Amazon-Lager- und Versandkosten in Deutschland
Im späteren Verlauf deiner Registrierung hast du dann die Möglichkeit, dich für FBA zu entscheiden. Mit welchen Kosten du für das Fulfillment durch Amazon zu rechnen hast, erfährst du, wenn du den FBA-Rechner im Amazon Seller Central nutzt. Das ist für deine persönliche Kalkulation besonders wichtig. Die Preise sind dynamisch und richten sich nach der Jahreszeit, der Größe und dem Gewicht deiner Produkte, ihrer jeweiligen Kategorie, aber auch nach den anfallenden Versandkosten.
Aufgrund der Fülle an Produkten, die über Amazon verkauft werden können, lassen sich keine konkreten Zahlen nennen. Zur groben Einschätzung aber hier der Hinweis: Pro Kubikmeter im Amazon-Lager zahlst du aktuell zwischen 15,60 und 36,- EUR. Die Versandkosten variieren pauschal für das jeweilige Produkt und das Land, in das sie verschickt werden. Wird ein Produkt retourniert, behält Amazon für die Abwicklung 20 Prozent oder maximal 5,- EUR der Verkaufsgebühren ein.
Auswirkung der Lagerung in Deutschland
Grundsätzlich solltest du auch wissen: Für den Versand aus Deutschland erhebt Amazon eine zusätzliche Gebühr von 0,35 EUR pro Einheit – für Produkte aus der Kategorie Small and Light werden 0,25 EUR pro Einheit fällig. Sehr wahrscheinlich sollen diese Extra-Kosten, die von vielen Verkäufern auch als Strafgebühr bezeichnet werden, dazu anregen, das Programm Mitteleuropa (auch Amazon CEE genannt) zu nutzen. Die Online-Plattform kann dabei mit deiner Zustimmung eigenständig entscheiden, Produkte bei Bedarf auch an Standorten in Polen und Tschechien zu lagern.
Um dir die zusätzlichen deutschen Lagergebühren zu ersparen, musst du im Amazon Seller Central unter „Einstellungen“ und „Versand durch Amazon“ die Einstellungen für grenzüberschreitenden Versand bearbeiten. Klicke auf „Zulassen, dass Lagerbestand in anderen Ländern aufbewahrt wird“, wähle „In Deutschland, Polen und der Tschechischen Republik lagern“ aus und aktualisiere deine Angaben. Entscheidest du dich für den Verkauf in Pan-EU, können deine Produkte sogar in sieben europäischen Ländern gelagert werden.
Wichtig zu wissen ist hierbei: Wenn du Produkte verkaufst, die von einem Amazon-Logistikzentrum in Polen oder der Tschechischen Republik verschickt werden, berechnet sich die Umsatzsteuer anhand verschiedener Faktoren. Entscheidend ist zum Beispiel, ob lokal oder grenzüberschreitend verkauft wird und ob und die Ware an Privat- oder Geschäftskunden geht. Für das grenzüberschreitende Verschieben von Waren innerhalb der EU ist deshalb eine Umsatzsteuerregistrierung sowie ein Umsatzsteuerbericht erforderlich. Nähere Informationen hierzu kann dir dein Steuerberater geben.
Tipp: Der paneuropäische Versand durch Amazon ist vor allem für größere Händler geeignet, die monatlich mindestens 1.500 Einheiten verkaufen. Auch hier ist für jedes Versandland eine Umsatzsteuerregistrierung nötig. Wenn du noch unsicher bist, ob deine Produkte gut ankommen, solltest du zunächst mit dem Verkauf in Deutschland starten. So vermeidest du auch unnötige Lagerkosten.
OSS-Registrierung für Amazon FBA in Deutschland
Mit dem sogenannten Jahressteuergesetz, das am 1. Juli 2021 in Kraft getreten ist, sollen Umsatzsteuerausfälle beim Online-Handel mit Waren vermieden werden. Seitdem sind Amazon-Verkäufer verpflichtet, eine deutsche Umsatzsteuer-Identifikationsnummer anzugeben. Um die Besteuerung und somit den Verkauf von im Ausland gelagerter Ware zu vereinfachen, gibt es die Möglichkeit, sich als Händler bei One-Stop-Shop (kurz OSS) zu registrieren. Mithilfe des OSS können Amazon-Seller die Meldung und Zahlung von Umsatzsteuer bei Verkäufen in EU-Länder über ein zentrales Online-Portal der örtlichen Finanzbehörde abwickeln.
Die OSS-Besteuerung ist ab einem Gesamtwert von 10.000,- EUR nötig. Dafür entfallen die bisherigen Lieferschwellen. Mit der neuen Regelung können aber auch Kleinunternehmer schnell umsatzsteuerpflichtig wenn, wenn sie ins Ausland verkaufen. Eine Anmeldung für die zentrale Erfassung der Umsatzsteuer erfolgt in dem Land, von dem aus man arbeitet und jedes Land hat eine eigene zuständige OSS-Stelle. Über das Portal werden dann alle EU-Verkäufe, die grenzüberschreitend an Privatpersonen erfolgen, gemeldet. Die Umsatzsteuer wird daraufhin vom jeweiligen OSS zentral verteilt.
Amazon-Lager im Ausland nutzen, ohne draufzuzahlen
Wichtig zu wissen: Eine Umsatzsteuerregistrierung in der jeweiligen zentralen Anlaufstelle des Verkaufslands ist trotzdem nötig, wenn du Amazon FBA mit Lagerung in Mitteleuropa oder Pan-EU nutzt. Beantrage deshalb zum Beispiel für CEE in Polen und Tschechien unbedingt vor dem Wechsel auf das Programm Mitteleuropa die jeweiligen Umsatzsteuer-Identifikationsnummern und trage diese nach Erhalt im Amazon Seller Central ein. So vermeidest du, dass du Steuern für die sogenannte innergemeinschaftliche Verbringung, also den Transfer deiner Waren in ein EU-Amazon-Lager, zahlen musst.
Fazit
Wie du siehst, gibt es also für den Spezialfall Amazon FBA Deutschland einige Besonderheiten zu beachten. Die örtlichen Regeln, aber auch die Gebühren spielen beim Aufbau deines Business eine entscheidende Rolle. Darüber Bescheid zu wissen und eine auf dein Geschäft zugeschnittene Lösung zu finden, ist der erste Schritt, um dich als Amazon-Verkäufer behaupten zu können.
Solltest du merken, dass die anfallenden Amazon-Gebühren deinen Gewinn schmälern, lass dich nicht entmutigen. Jetzt gilt es, deine Strategie entsprechend anzupassen. Vielleicht kannst du mit paneuropäischem Versand einen größeren Umsatz generieren, sodass sich die FBA-Gebühren für dich lohnen. Auch gut zu wissen: Du kannst jederzeit auch ganz einfach zu FBM (Fulfillment by Merchant) wechseln, um deine Produkte selbst zu lagern und möglicherweise günstiger zu verschicken. Letztlich hast du deinen Erfolg auf der Online-Plattform also immer selbst in der Hand.