Besitzt du ein international agierendes Unternehmen und / oder betreibst Handel über die deutschen Staatsgrenzen hinaus? Wenn ja ist dein Unternehmen je nach Umsatz dazu verpflichtet, Umsatzsteuer im entsprechenden Land zu zahlen. Viele deutsche Unternehmen unterhalten Handelsbeziehungen in die Niederlande und müssen dementsprechend die dortige Mehrwertsteuer beachten. Dieser Artikel führt dich Schritt für Schritt durch alle wichtigen Fakten zur Umsatzsteuer in den Niederlanden.
Patrick Moeller
Last Updated on 23 October 2021Mehrwertsteuer Niederlande im Allgemeinen
Verbrauchsteuern werden in ganz Europa eingesetzt. Von Staat zu Staat gibt es dabei jedoch Abweichungen in den Bezeichnungen und Gesetzmäßigkeiten. Die Mehrwertsteuer Niederlande, abgekürzt MwSt. oder formell Omzetbelasting, abgekürzt einfach OB, bildet dabei keine Ausnahme. Ein oft benutzter Begriff für die Umsatzsteuer ist die Abkürzung OTW (Belasting over de Toegevoegde Waarde).
Generell gilt in Europa, dass die Mehrwertsteuer in den Mitgliedsstaaten mindestens 15% betragen muss. Den genauen Prozentsatz kann jeder Staat selbst festlegen. In der Niederlande wird bei der Umsatzsteuer zwischen drei Klassen unterschieden, die jeweils einen anderen Steuersatz aufweisen:
- Reguläre Mehrwertsteuer bei 21%
- Ermäßigte Umsatzsteuer bei 9%
- Steuersatz für innergemeinschaftliche Leistungen bei 0%
Das niederländische Finanzamt unterscheidet außerdem, ob man mit
- Dienstleistungen,
- Waren,
- Immobilien, o.Ä. Handel betreibt.
Der Kategorie entsprechend muss man auf verschiedene Dinge und Gesetze achten.
Umsatzsteuer für Dienstleistungen in den Niederlanden
Bei Dienstleistern, das sind z.B. Unternehmen, die Waren oder Personen befördern, Lizenzrechte erteilen oder als Berater tätig sind, muss eine Umsatzsteuerzahlung geleistet werden, wenn die Dienstleistungen in der Niederlande erbracht werden. Falls die Mehrwertsteuer nicht dem Kunden in Rechnung gestellt wird, muss das Unternehmen selbst für die Umsatzsteuer aufkommen.
Umsatzsteuer für Kauf und Verkauf von Waren
Beim Kauf und Verkauf von Waren wird vom Finanzamt ebenfalls Umsatzsteuer verlangt.
Verkauft ein Lieferant aus den Niederlanden deinem Unternehmen Waren, wird die Umsatzsteuer meist mit dem Kaufpreis verrechnet. Falls die gekauften Produkte nicht für befreite Dienstleistungen oder für den privaten Gebrauch erworben wurden, kann das Unternehmen die entsprechende Umsatzsteuer von der Steuererklärung absetzen.
Falls du selbst Waren auf niederländischem Staatsgebiet an niederländische Staatsbürger verkaufen willst, greifen die Umsatzsteuervorschriften nicht. In diesem Fall ist dein Kunde dazu verpflichtet Umsatzsteuer für die von ihm erworbenen Produkte zu zahlen. Ausnahmen bilden dabei nur juristische Personen oder Unternehmen, die in der Niederlande ansässig sind.
Waren, die von einem EU-Land in die Niederlande transportiert werden, fallen unter den innergemeinschaftlichen Erwerb. Die Umsatzsteuer wird von den niederländischen Finanzbehörden erhoben, die Lieferung wird dabei im jeweiligen EU-Land mit 0% Steuern belastet – stattdessen muss die Umsatzsteuer in den Niederlanden selbst bezahlt werden.
Produkte, die aus einem Nicht-EU-Land in die Niederlande importiert werden, müssen beim Zollamt angemeldet werden, die Umsatzsteuer wird dort direkt in Rechnung gestellt. Der Betrag kann dann später in Form einer Vorsteuer abgesetzt oder zurückgefordert werden.
Steuersatz in den Niederlanden
Neben den verschiedenen Unterscheidungen bei der Art der Gewerbetätigkeit deines Unternehmens können auch die verschiedenen Steuersätze für Verwirrung sorgen. Hier eine kurze Übersicht.
21% regulärer Steuersatz
Die reguläre Mehrwertsteuer in der Niederlande liegt bei 21%. Falls dein Unternehmen von keinerlei Befreiung oder Vergünstigung seitens des Staates profitiert, werden die Umsätze deiner Firma entsprechend mit 21% Umsatzsteuer verrechnet.
9% ermäßigter Steuersatz
Der ermäßigte Steuersatz von 9% gilt in der Niederlande für verschiedene, genau festgelegte Produktkategorien. Produkte wie
- Speisen und Getränke,
- Druckerzeugnisse (Bücher, Zeitungen),
- Waren aus landwirtschaftlicher Produktion
- sowie Medikamente und andere Arzneimittel sind mit diesem Steuersatz belegt.
Allgemein kann man die mit der 9% MwSt. in Niederlande belegten Artikel als Alltagsprodukte, als Ware für den täglichen Gebrauch bezeichnen.
0% innergemeinschaftlicher Steuersatz
Der innergemeinschaftliche Steuersatz greift bei inländischen und ausländischen Unternehmen, deren Standort oder Niederlassung sich in der Niederlande befindet und die von dort aus Handel mit dem Ausland betreiben.
In manchen Fällen werden auch Dienstleistungen, die in den Niederlanden erbracht werden, mit 0% besteuert, hauptsächlich fallen jedoch innergemeinschaftliche Lieferungen unter diesen Steuersatz. Dienstleister, die grenzübergreifend agieren, z.B. Personentransporte oder die Exporte in Staaten außerhalb der EU durchführen, sind von dieser Regelung ebenfalls betroffen.
Umsatzsteuerregistrierung in den Niederlanden
Es gibt verschiedene Gründe, die eine Umsatzsteuerregistrierung in den Niederlanden verpflichtend oder sinnvoll machen. Im Falle eines ausländischen Unternehmens ist das Finanzamt Limburg für die Registrierung einer Umsatzsteuer-Identifikationsnummer zuständig. Unternehmen, die mit einem Steuervertreter arbeiten, wenden sich an das Finanzamt desjenigen.
Umsatzsteuer-Identifikationsnummer Niederlande
Am 1. Januar 2020 wurde die neue Identifikationsnummer landesweit eingeführt. Die btw-identificatienummer oder btw-id, wie sie in der Niederlande abgekürzt wird, soll die Identität des Unternehmens besser schützen.
USt-Nummer in Niederlanden registrieren
USt-Voranmeldung in Niederlanden einreichen
Alle EU-Unternehmen können seit dem 1. Januar 2020 eine solche Identifikationsnummer beantragen. Weiters ist die Identifikationsnummer deiner niederländischen Kunden auf allen Rechnungen ab dem 1. Januar zu vermerken. Für die Anmeldung innergemeinschaftlicher Leistungen ist die btw-id ebenfalls ab 2020 erforderlich. Noch wichtiger ist die Identifikationsnummer jedoch, wenn du einen Antrag zur Mehrwertsteuerrückerstattung an die niederländischen Behörden gestellt hast. Alle Erstattungen werden nämlich ab 2020 über die btw-id verschickt.
Mehrwertsteuer in der Niederlande zurückfordern
Dein Unternehmen macht in der Niederlande Geschäfte, importiert jedoch keine Waren oder Dienstleistungen? Sind für dich beim Kauf von Waren in den Niederlanden zusätzliche Kosten entstanden? In diesem Fall kannst du die Umsatzsteuer der gekauften Waren zurückfordern.
Falls dein Unternehmen regelmäßig Waren in die Niederlande importiert, lohnt es sich, eine Genehmigung bezüglich der Einfuhrsteuer zu beantragen. Dabei wird die Mehrwertsteuer nicht am Zoll bezahlt, sondern monatlich oder quartalsweise, abhängig von der Umsatzsteuererklärung des Unternehmens, direkt überwiesen. Der Betrag wird in Form einer Vorsteuer basierend auf der Umsatzsteuererklärung errechnet. Der Umsatzsteuerbetrag muss demnach nicht vorfinanziert werden. Für eine Firma mit niedriger Liquidität bedeutet dies einen enormen Vorteil.
Ist man mit einer Entscheidung der niederländischen Behörden nicht zufrieden, kann man dagegen vorgehen. Man hat sechs Wochen Zeit um gegen das Finanzamt eine schriftliche Klage zu verfassen.
Fazit
Das niederländische Steuerrecht kann auf den ersten Blick umfangreich wirken, erst einmal verinnerlicht, stehst du aber vor keinen größeren Hürden. Software wie hellotax oder unsere Steuerberater helfen dir gerne weiter, damit dein Handel mit den Niederländern reibungslos und steuerlich einwandfrei abläuft.