OSS und IOSS sind derzeit in aller Munde. Die Neuregelungen betreffen die Umsatzsteuerregistrierung sowie die Einfuhrumsatzsteuer für Online-Händler. In dem Kontext bist du vielleicht auch auf die Abkürzung MOSS gestoßen. Aber worum handelt es sich bei MOSS und ist MOSS für Online-Händler jetzt relevant? Diese Fragen wollen wir in diesem Artikel beantworten.
Antonia Klatt
Last Updated on 25 October 2021Wofür steht MOSS?
Die Abkürzung MOSS steht für Mini One Stop Shop. Die Verwandschaft zu OSS, dem One Stop Shop, sowie IOSS, dem Import One Stop Shop, besteht dabei nicht nur im Namen. Sowohl OSS als auch IOSS verfolgen dasselbe Konzept wie MOSS: Sie streben eine Vereinfachung der Umsatzsteuerregistrierung und derer Abfuhr an.
Der Vorgänger des One Stop Shops
MOSS kann als Vorgänger des seit dem 1. Juli 2021 geltenden One Stop Shops gelten. 2015 wurde MOSS EU-weit eingeführt, um die Umsatzsteuerabgabe für Unternehmen, die ihre Dienstleistungen ins EU-Ausland verkaufen, zu vereinfachen. Das geschah erst einmal in einem kleinen Rahmen.
Lediglich Unternehmen, die B2C-Dienstleistungen im Bereich der Telekommunikation und Rundfunk sowie elektronische Dienstleistungen anbieten, konnten ab 2015 von der vereinfachten Umsatzsteuerregistrierung und -abgabe profitieren. Anstelle sich in jedem Land der EU, in dem die Kunden ansässig sind, für die Umsatzsteuerabgabe registrieren zu müssen, ermöglicht es MOSS, sich nur in einem Land zu registrieren und über diese Registrierung die Umsatzsteuer zentral zu verwalten.
Von MOSS zu OSS
MOSS wurde als freiwillige Möglichkeit eingeführt, sodass Unternehmen frei wählen konnten, ob ihnen das neue Abgabeschema Vorteile bieten würde oder nicht. In den sechs Jahren seit der Einführung im Jahr 2015 nahmen jedoch von Jahr zu Jahr mehr Unternehmen an dem MOSS-Verfahren teil. Nicht zuletzt aufgrund dieses Erfolges entschieden sich die EU und ihre Mitgliedsstaaten, das Konzept von MOSS auf weitere Bereiche zu erweitern.
OSS: Die Erweiterung von MOSS
Seit dem 1. Juli 2021 haben auch weitere Unternehmen die Möglichkeit, an der vereinfachten Umsatzsteuerregistrierung teilzunehmen. Der Mini One Stop Shop wird zum One Stop Shop erweitert und umfasst nun weitere Transaktionen im grenzüberschreitenden B2C-Bereich. Am One Stop Shop können sämtliche Online-Händler teilnehmen, die ihre Waren an Privatkunden innerhalb der EU verkaufen, wenn sie diese nicht im Zielland lagern.
Was heißt das konkret? Online-Händler, die die Lieferschwelle für grenzüberschreitende Verkäufe überschreiten, werden im EU-Ausland umsatzsteuerpflichtig. Bisher mussten sie sich dafür in jedem Land, in dem die Schwelle überschritten wurde, für die Umsatzsteuer registrieren, unabhängig davon, ob sie dort Waren lagern oder nicht.
Das ändert sich durch OSS
Mit OSS ist es nun möglich, sich nur in den Ländern für die Umsatzsteuer zu registrieren, in denen Waren gelagert werden. Die Umsatzsteuer für alle anderen Ländern, in denen zwar Kunden ansässig sind, aber keine Waren gelagert werden, kann durch eine zentrale Registrierung und Abführung geregelt werden. Genau wie bei MOSS ist die Teilnahme nicht verpflichtend, kann aber in vielen Fällen den Verwaltungsaufwand erleichtern.
Neue Lieferschwellen und IOSS – Die weiteren Veränderungen
Im Zuge der Umsatzsteuerreform ändern sich auch die Lieferschwellen, die dafür maßgeblich sind, ob in einem EU-Mitgliedsstaat Umsatzsteuer abgeführt werden muss oder nicht. Vor dem 1. Juli 2021 waren die Lieferschwellen für jedes EU-Land individuell festgesetzt. Umsatzsteuer musste erst dann entrichtet werden, wenn sie überschritten wurden.
Von jetzt an gilt EU-weit eine einheitliche Lieferschwelle von 10.000 Euro. Das heißt, dass, sobald die Summe aller Verkäufe ins EU-Ausland 10.000 Euro erreicht, müssen Online-Händler in jedem EU-Mitgliedsstaat eine Umsatzsteuerregistrierung durchführen, wenn sie den One Stop Shop nicht nutzen wollen.
Der Import One Stop Shop (IOSS)
Der IOSS ist kein direkter Nachfolger des MOSS, aber überträgt das Prinzip der Vereinfachung der Umsatzsteuer für Online-Händler auf importierte Waren. Für von außerhalb der EU importierte Waren mit einem Wert von bis zu 150€ wird kein Zoll erhoben, sehr wohl aber die Einfuhrumsatzsteuer. Mithilfe des IOSS hast du als Online-Händler die Möglichkeit, die Einfuhrumsatzsteuer zum Zeitpunkt des Imports abzuführen.
Dafür kannst du dich in einem beliebigen EU-Staat für den IOSS registrieren und alle Abgaben dort gesammelt abzuführen. Nimmt ein Händler nicht am IOSS teil, wird die Einfuhrumsatzsteuer zusammen mit einer Bearbeitungsgebühr vom Versanddienstleister zum Zeitpunkt der Lieferung vom Kunden selbst erhoben. Genau wie der OSS gilt der IOSS nur für B2C-Verkäufe an Kunden innerhalb der EU.
Keine Umsatzsteuerbefreiung für importierte Waren unter 22€
Auch der Import One Stop Shop geht mit einer allgemein gültigen Veränderung einher. Seit dem 1. Juli 2021 gilt die Ausnahme für Waren mit einem Wert von unter 22€ nicht mehr. Bislang waren diese beim Import aus einem Nicht-EU-Land von der Einfuhrumsatzsteuer befreit. Nun fällt bereits ab einem Warenwert von 0,01€ Einfuhrumsatzsteuer an.
Sowohl die neuen Lieferschwellen als auch das Wegfallen der Umsatzsteuerbefreiung für importierte Waren müssen also bei der Entscheidung für oder gegen die Teilnahme an OSS und IOSS bedacht werden.
Was bedeuten OSS und IOSS nun für Amazon- und andere Online-Händler?
Für Online-Händler, die eCommerce-Plattformen wie Amazon oder eBay nutzen, nimmt die Plattform einen Teil der Arbeit ab. Die Plattform selbst kann sich für das IOSS-Verfahren registrieren und Verkäufern eine IOSS-Nummer zur Verfügung stellen, die diese auf ihren Dokumenten nutzen können. Für OSS ist dies leider nicht möglich. Für Amazon-Händler ist zudem wichtig zu wissen, dass die FBA-Dienste bereits als Lagerung in einem Land zählen, wenn Amazon in ihrem Auftrag dort Waren lagert.
Dank der neuen Lieferschwellen ist es außerdem wahrscheinlich, dass in mehr EU-Ländern Umsatzsteuer entrichtet werden muss als zuvor. Um die Übersicht zu behalten, egal ob mit oder ohne OSS, gibt es die Möglichkeit, deine Umsatzsteuer mit Tools wie hellotax zu automatisieren. Unser Tool behält für dich Lieferschwellen im Auge und macht die digitale Umsatzsteuerregistrierung so einfach wie nie. Auch die Umstellung auf OSS und IOSS wird unterstützt.
MOSS ist nun Adé: Fazit
Auch, wenn MOSS selbst für Online-Händler im B2C-Bereich nicht sehr relevant ist, lieferte das Verfahren die Grundlage für die tiefgreifenden Umsatzsteuerreformen der EU im Jahr 2021. Online-Händler können von den positiven Erfahrungen mit MOSS profitieren und sich an Best Practices orientieren, um den Umstieg auf OSS und IOSS erfolgreich zu vollziehen. Denn auch wenn diese Verfahren freiwillig sind, verändern die neuen Lieferschwellen und das Ende der Umsatzsteuerbefreiung für importierte Waren die Wettbewerbslandschaft und somit die Ausgangssituation zahlreicher Online-Händler.