Extended Producer Responsibility, zu deutsch “erweiterte Herstellerverantwortung” (EPR), ist eine Umweltrichtlinie, nach der Hersteller oder Verantwortliche die Umweltbelastung durch ihre Produkte und Verpackungsmaterialien reduzieren müssen. Welche Neuerungen in Sachen EPR auf Online Seller zukommen und wie du die neuen Anforderungen erfüllst, erfährst du im folgenden Artikel.
Antonia Klatt
Last Updated on 10 February 2022Was ist die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR)?
Die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) in Europa macht Hersteller für den gesamten Lebenszyklus ihrer Produkte verantwortlich. Der Lebenszyklus umfasst im Sinne der ERP nicht nur das Design und den Verkauf, sondern auch den Transport, die Abfallsammlung und das Recycling.
Das Ziel der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) ist es, unzulässigen Umgang mit Abfällen einzudämmen. Verpackungen und Produkte, insbesondere diese, die eine große Umweltbelastung darstellen, sollen bestenfalls wiederverwendet oder recycelt werden.
Besonders wichtig ist also die Nachnutzungsphase eines Produkts. Laut den ERP-Richtlinien müssen haftpflichtige Hersteller sich darum bemühen, die Umweltbelastung durch ihre Produkte und Verkäufe zu mindern. Das bedeutet, dass sie für die fachgerechte Sammlung, Sortierung, und Entsorgung der Waren sowie der Verpackungen verantwortlich sind.
Wie verändert sich die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) in Zukunft?
Ab 2022 müssen Marktplätze wie Amazon gesetzlich verpflichtend bestätigen, dass Händler, die Produkte nach Deutschland und Frankreich verkaufen, die ERP Richtlinien einhalten. Für primäre und sekundäre Verpackungen, also sowohl die Produktverpackungen selbst, als auch die Versandverpackungen gelten diese Regelungen ab dem 1. Juli 2022. Am 1. Januar 2023 kommen dazu noch alle Elektro- und Elektronikgeräte (EEE) dazu.
Das bedeutet im Gegenzug, dass Händler den Marktplätzen auf denen sie verkaufen bestätigen und beweisen müssen, dass sie die Vorschriften zur erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) auch tatsächlich einhalten. Dies geschieht im Zuge von EPR-Registrierungsnummern
Was ist eine EPR-Registrierungsnummer?
EPR-Registrierungsnummern gelten als Konformitätsnachweis. Sie müssen von Händlern bei den zuständigen EPR-Registrierungsstellen beantragt und dann an den Marktplatz weitergeleitet werden. Im Falle Amazons geschieht das via einem Upload im Amazon EPR-Compliance-Portal. Amazon validiert dann die hochgeladene Nummern.
Allerdings unterscheiden sich die Registrierungsstellen zwischen den Produktkategorien:
- Alle Verpackungen werden über das Verpackungsregister registriert und der Händler erhält im Zuge dessen eine LUCID Registrierungsnummer
- Elektro- und Elektronikgeräte (EEE) werden über das EAR System registriert und der Händler erhält eine deutsche WEEE-Reg.-Nr..
- Das EAR System kümmert sich auch um Batterien, im speziellen Auto-, industrielle, und tragbare Batterien. Der Händler erhält dann eine deutsche Batt-Reg.-Nr..
Zu den Elektro- und Elektronikgeräten, für die eine WEEE-Reg.-Nr. Benötigt wird gehören laut Amazon:
- Temperaturaustauschgeräte
- Bildschirme, Monitore und Geräte mit Bildschirmen, die größer als 100 cm2 sind
- Lampen
- Geräte mit einem Außenmaß von mehr als 50 cm (Großgeräte)
- Geräte, die kein Außenmaß von mehr als 50 cm haben (Kleingeräte)
- Kleine IT- und Telekommunikationsgeräte, die kein Außenmaß von mehr als 50 cm haben
Obwohl Händler ihre Elektrogeräte und Batterien bereits registrieren sollten, lassen sich bisher nur die LUCID Registrierungsnummern auf dem Amazon Compliance Portal hochladen (Stand Februar 2022). Upload-Möglichkeiten für weitere Registrierungsnummern sind Ende des Jahres zu erwarten.
Wer gilt als Hersteller und fällt damit unter die EPR-Richtlinien?
Nachdem nun klar ist welche Anforderungen in Zukunft auf Händler zukommen, die laut der erweiterte Herstellerverantwortung für Produkte verantwortlich sind, fragen sich viele Online Händler, ob sie überhaupt als Hersteller gelten.
Grundsätzlich gelten diejenigen Händler als Hersteller, auf die mindestens einer der folgenden Punkte zutreffen:
- Sie stellen ein Produkt her, das unter die EPR-Bestimmungen im jeweiligen Land fällt
- Sie importieren ein Produkt, das unter die EPR-Bestimmungen im jeweiligen Land fällt
- Sie verkaufen ein Produkt, das unter die EPR-Bestimmungen im jeweiligen Land fällt und sie sind nicht in diesem Land ansässig.
Diese Punkte scheinen aktuell allerdings nur auf Produkte zuzutreffen. Solange ein Händler also in Deutschland keine Elektronikgeräte verkauft, muss er sich nicht um die erweiterte Herstellerverantwortung kümmern, richtig? Falsch!
Denn egal was ein Händler verkauft, die Produkte werden immer verpackt versandt. Gemäß den geplanten Änderungen des Verpackungsgestzes in Deutschland am 1. Juli 2022 gelten Amazon FBA Händler zusätzlich auch als Hersteller von “Versand durch Amazon”-Verpackungen, die für den Versand der Produkte aus Amazon Warenhäusern verwendet werden. Diese müssen also in jedem Fall registriert werden.
Was muss ich tun, wenn ich als Hersteller gelte?
Wie besprochen, ist der erste Schritt die Registrierung bei der jeweiligen Registrierungsstelle. Dies ist ein einmaliger Prozess, mit dem du deine Konformität mit den EPR-Bestimmungen nachzuweisen. Falls du ein Amazon Seller bist, musst du die EPR-Registrierungsnummer(n) dann im EPR-Compliance-Portal Deutschland hochladen. Weitere Information zur Umsetzung der EPR-Änderungen in Frankreich, sowie Möglichkeiten zum Hochladen der Nummern, stellt Amazon im Laufe des Jahres 2022 bereit.
Soweit deine EPR-Registrierungsnummer(n) hochgeladen sind, wird es von Seite Amazon keine Probleme geben. Allerdings geht eine Anmeldung bei einer Registrierungsstelle mit einigen Pflichten einher. Nach der Registrierung musst die die Verkäufe von Produkten gegenüber den jeweiligen PR-Organisationen für den jeweiligen Berichtszeitraum erklären. Das bedeutet, dass du deine Transaktionen sortieren und dann dort melden musst.
Weiterhin verlangen die Registrierungsstellen die Zahlung einer Umweltgebühr. Diese wird von den Organisationen auf Basis der Produktkategorie und den Produkttypen berechnet und hängt von der Anzahl oder dem Gewicht der verkauften Einheiten ab. Die Umweltgebühr für ein Elektronikgerät, wie beispielsweise ein Kühlschrank, ist also erwartungsgemäß höher als die Verpackungsmaterialien für ein Buch.
Diese Schritte sind im Übrigen auch oft für diejenigen Händler verpflichtend, die nicht als Hersteller gelten. Wenn du Waren verkaufst, die unter die EPR-Bestimmungen fallen, du aber nicht als Hersteller giltst, musst du die entsprechenden Registrierungsnummern von deinem Vorlieferanten anfordern und kannst sie dann als Konformitätsnachweis Amazon mitteilen.
Sollte dir aber dein Vorlieferant keine EPR-Registrierungsnummern mitteilen können, bist du auch als Nicht-Hersteller verpflichtet, die Anforderungen zu erfüllen und dir eine eigenen Nummer zu besorgen. Für diese trägst du dann auch die Kosten. Das kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn dein Vorlieferant die Produkte aus einem dritten Land in deins importiert, in dem die EPR-Regelungen bisher nicht gelten, und du sie an Kunden in Deutschland versendest.
Da die Richtlinien der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) aber voraussichtlich in ganz Europa in den nächsten Jahren weiterentwickelt und erneuert werden, kommen hier noch viele Änderungen auf Online Händler zu. Das hat auch Auswirkungen auf die Lieferantenauswahl. Unser hellotax Blog hält dich natürlich über alle Neuerungen auf dem Laufende.