In den letzten Jahren sorgen chinesischen Online-Händler, teilweise auch als “China-Händler” bezeichnet, für Aufruhr und Sorge bei Amazon-Verkäufern in Deutschland. Dabei ist von unlauteren Geschäftspraktiken die Rede. Aber inwieweit stellen die Händler aus China eine Gefahr für europäische Amazon-Verkäufer dar? In diesem Artikel verraten wir dir, was du wissen musst und wann du dir wirklich Sorgen machen musst.
Antonia Klatt
Last Updated on 17 August 2021
Woher kommt die Flut an “China-Händlern” auf Amazon?
Nicht nur in Europa ansässige Händler haben Amazon und Amazon FBA als attraktive Geschäftsmodelle für sich entdeckt. Auch asiatische Händler sehen in Amazon eine Möglichkeit, ihre Waren auf dem europäischen Markt zu platzieren und hiesige Kunden zu erreichen. Hinzu kommt, dass andere Online-Marktplätze wie alibaba.com, Wish oder reine Dropship-Websites den guten Ruf von Amazon lange nicht erreichen.
Darum ist es naheliegend, dass die asiatischen Händler auf den Seiten vertreten sein möchten, wo ihre europäische Konkurrenz sitzt. Im Gegensatz zu den Onlineshops, die nur asiatische Händler listen, steht Amazon für eine schnelle, zuverlässige Lieferung und guten Kundenservice. Modelle wie Amazon FBA erlauben es zudem auch Händlern von außerhalb der EU das Label “Versand durch Amazon” zu führen und ermöglichen eine schnelle Lieferung innerhalb Europas.
Sind “China-Händler” auf Amazon ein Problem?
Solange der Wettbewerb nach fairen Regeln stattfindet und die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden, stellen asiatische Händler auf Amazon selbstverständlich kein generelles Problem dar, wenn auch sie für individuelle Personen und Situationen durchaus nicht angenehm sind, wenn diese Händler ihre Produkte zu besseren Konditionen anbieten können. Genauso wenig sind asiatische Händler generell mit Qualitätsproblemen und unlauteren Geschäftspraktiken belastet.
Wenn jedoch von “China-Händlern” gesprochen wird, ist in der Regel von einer ganz bestimmten Art von Geschäftspraktiken und Produkten gesprochen. Diese Probleme betreffen jedoch nicht nur einen Teil der asiatischen Händler auf Amazon, sondern teilweise auch europäische Amazon-Verkäufer, die ähnliche Methoden nutzen oder ihre Produkte aus Fernost importieren und dasselbe Geschäftsmodell von Europa aus betreiben.
Die Probleme, die mit “China-Händlern” assoziiert werden und über die wir im Rest des Artikels sprechen wollen, sind folgende:
- Produkte, die eine Kopie von anderen Produkten sind
- Produkte mit Qualitätsproblemen
- unlautere Geschäftspraktiken wie beispielsweise gefälschte Rezensionen
Problem #1: Produktkopien und -Fälschungen
Dass zwei oder mehr Händler dasselbe Produkt anbieten, ist erst einmal nichts Ungewöhnliches. Es wird jedoch problematisch, wenn es sich um ein patentiertes Produkt handelt, das ohne Lizenz oder Genehmigung produziert wurde. Das ist nicht nur für Käufer ärgerlich, die womöglich erst bei der Lieferung herausfinden, dass sie nicht das Original erworben haben. Auch für die Anbieter des Originals ist es eine äußerst unschöne Erfahrung, zudem für Kunden eine Verwechslungsgefahr bestehen kann und Käufe der Kopie getätigt werden.
Da Produktpiraterie verboten ist, kannst du, wenn du vermutest, dass Fälschungen deiner Produkte angeboten werden, dies bei Amazon melden. Als Rechtsinhaber kannst du deine Rechte geltend machen, indem du das Mitteilungsformular für Rechtsverletzungen nutzt.
Wenn es sich bei den Angeboten auf Amazon um Drittanbieter handelt, wird es etwas schwieriger. In diesem Fall hält Amazon sich aus der Angelegenheit heraus und bittet darum, den Verkäufer direkt zu kontaktieren, wenn du beispielsweise rechtliche Schritte einleiten möchtest. Eine Löschung des Produktlistings kann Amazon jedoch auch hier veranlassen.
Problem #2: Produkte mit Qualitätsproblemen
Eine weitere Beschwerde, die oft in Zusammenhang mit Produkten aus Asien sowie asiatischen Händlern auftritt, ist, dass die Qualität der Produkte mangelhaft ist. Sie entsprechen nicht der Beschreibung auf Amazon, beinhalten Materialien, die in der EU nicht zugelassen sind, aber dank unzureichender Kontrollen dennoch ins Land gelangt sind oder gehen nach kurzer Nutzung bereits kaputt. Auch wenn derartige Produkte inländische Produkte nicht direkt bedrohen, schadet eine mangelhafte Qualität der bei Amazon angebotenen Produkte dem allgemeinen Ruf der Plattform und untergräbt das Vertrauen in Drittanbieter.
Laut internetworld.de stammten 2019 beinahe 30% aller Top-Seller auf Amazon aus China. Sowohl Vorurteile aus auch real existierende Probleme mit asiatischen Produkten und Händlern haben also einen nicht zu unterschätzenden Einfluss darauf, wie Verkäufer und der Marktplatz gesehen werden.
Als einzelner Händler kannst du hier direkt leider wenig ausrichten. Dennoch haben europäische Händler und die einheimische Wirtschaft im Ganzen durchaus eine Lobby und können als Kollektiv ihre Macht einsetzen, gehört zu werden und ihre Stimme in die Debatten um Einfuhrregeln und Kontrollen einzubringen.
Problem #3: Unlautere Geschäftspraktiken
Immer wieder häufen sich auch die Vorwürfe, dass “China-Händler” auf Amazon unlautere Geschäftspraktiken nutzen. Dazu gehören beispielsweise falsche Produktbilder, gefälschte und gekaufte Rezensionen bis hin zu Erpressung basierend auf falschen Anschuldigungen. Im Fall der gefälschten Rezensionen gibt es bei Amazon die Möglichkeit, den Support zu kontaktieren, der die verdächtigen Rezensionen dann überprüft und gegebenenfalls entfernt. Teilweise sind Fake-Bewertungen einfach zu erkennen. Um sich jedoch das begehrte “Verifizierter Kauf” Siegel zu holen, wenden einige Händler große Mühen auf. Onlinehändler News beschreibt dieses Verfahren wie folgt: In privaten Messengergruppen fordern Händler Rezensenten zum Kauf des Produktes über Amazon auf, erstatten den Rezensenten dann den Kaufpreis und erhalten so die begehrte positive und verifizierte Rezension.
Einige Verkäufer berichten auch von Fällen, in denen sie Opfer von Erpressungsversuchen wurden. Ein “China-Händler” beschuldigte sie einer angeblichen Patentverletzung und drohte mit einer Flut an negativen Rezensionen oder anderen negativen Konsequenzen, wenn sie ihr Produkt nicht herausnehmen würden. Falls dir so etwas ebenfalls passiert, solltest du jedoch nicht in Panik verfallen.
Wenn du deine Marke registriert hast, kannst du einfach nachweisen, dass die Marke tatsächlich dir gehört und die andere Partei diejenige ist, die Rechte verletzt hat. Dazu meldest du ihn lediglich an Amazon. Du kannst davon ausgehen, dass diese Händler nicht die Rechtsmittel heranziehen werden, mit denen sie drohen, da sie selbst ebenfalls wissen, dass sie damit nicht erfolgreich wären. Wenn du zudem eine große Anzahl an negativen Rezensionen erhältst, kannst du diese ebenfalls an Amazon melden.
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