Für angehende E-Commerce-Händler klingt es fast zu schön, um wahr zu sein – im Internet ohne viel Aufwand, Kapital und Lagerplatz verkaufen und einfach Profit machen. Da kommen viele ins Grübeln und fragen sich: Ist Dropshipping legal? In diesem Artikel gehen wir der Frage auf den Grund. Außerdem beleuchten wir die Vor- und Nachteile, damit du entscheiden kannst, ob es das richtige Business für dich ist.
Antonia Klatt
Last Updated on 18 April 2022
Ist Dropshipping legal?
Dropshipping wird auch Streckengeschäft genannt. Das bedeutet: Bestellt ein Kunde ein Produkt in deinem Online-Shop, gibst du die Bestellung einfach an deinen Großhändler oder Produzenten weiter. Dieser kümmert sich dann um die Logistik – mit der Lieferkette hast du nichts zu tun.
Ist Dropshipping legal in Deutschland? Diese Frage lässt sich also ganz klar mit „Ja“ beantworten. Gemäß deutschem Recht ist es erlaubt, sofern du dich an die geltenden Gesetze für Gewerbetreibende und das Betreiben eines Online-Shops hältst. Deine Seite unterliegt nämlich denselben Regeln wie ein Online-Versand, der die Produkte im Lager vorrätig hat.
EU-weit gilt ein Widerrufsrecht, wodurch Kunden ohne Angabe von Gründen vom Kauf zurücktreten und das Produkt zurückschicken können. Deine Rücksendeadresse musst du jedoch nicht angeben, sodass das Produkt direkt an den Großhändler oder Produzenten zurückgeht. Empfehlenswert ist das hinsichtlich der Kundenbindung nicht, weil Rückversand ins Ausland sehr teuer sein kann. Übrigens ist Dropshipping legal in der Schweiz, ebenso wie in EU-Ländern wie Österreich. Informiere dich zuvor aber unbedingt über die örtlichen Gesetze, bevor du loslegst.

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Die Vor- und Nachteile von Dropshipping
Mit Dropshipping das große Geld machen, ohne dafür zu arbeiten? So einfach, wie es in manchen YouTube-Clips klingt, ist es wirklich nicht. Denn dieses Business hat seine Vor- und Nachteile, die du kennen solltest. Das Hauptargument, mit einem Dropshipping-Business durchstarten zu wollen, ist: Du brauchst nur ein paar hundert Euro Startkapital für Samples, deinen Webshop und das Marketing – die Ware bekommst du nicht in die Hände und musst sie somit auch nicht lagern und vorfinanzieren.
Was einige Händler in kostenpflichtigen Tutorials als geniales Geschäftsmodell anpreisen, hat aber auch seine Tücken. Was viele nicht sagen: Das Risiko ist ziemlich hoch, weil du dafür gerade stehen musst, wenn deine Großhändler zu spät liefern oder schlechte Qualität bieten. Da du keinen Einfluss auf die Lieferkette hast, steht bei jeder Bestellung der Ruf deines Shops auf dem Spiel. Auch der zeitliche Aufwand sollte nicht unterschätzt werden. Du ersparst dir zwar sämtliche Schritte beim Fulfillment der Waren, musst dir aber als unabhängiger E-Commerce-Händler erst einen Namen machen.
Welche Vorzüge und Risiken es für Kunden gibt
Wer als Dropshipper erfolgreich sein möchte, sollte auch stets seine Kunden im Blick haben. Daher bedenke, dass du dich mit deinem Geschäft preislich und qualitativ von deinen Mitstreitern abheben musst. Der wichtigste Vorteil für Käufer ist ein niedriger Preis, den du durch den Einkauf im Großhandel erreichst.
Was Kunden dagegen gar nicht mögen, sind lange Lieferzeiten und unklare Rückgabemodalitäten. Hierauf hast du glücklicherweise Einfluss – biete also, wenn möglich, kostenlosen Rückversand an und wähle Produzenten, die nicht zu weit weg sind oder ein Lager in der Nähe haben.
Weitere (steuer)rechtliche Überlegungen
Auch wenn Dropshipping legal ist, gibt es noch einige weitere Aspekte, die du bedenken solltest, bevor du loslegst. Es ist ratsam, sich Gedanken um die eigene Absicherung zu machen, aber auch Abgaben einzukalkulieren und die nötigen Behördengänge zu erledigen.
Außerdem sollte dein Shop vor dem Launch fit gemacht werden: Weise deine Kunden auf ihr 14-tägiges Widerrufsrecht hin, veröffentliche die AGB, die Datenschutzerklärung sowie ein Impressum. Andernfalls kannst du dir eine Abmahnung einhandeln.
Sicherheit der Produkte
Da deine Kunden dich bezahlen, bist du auch dafür zuständig, wenn mal etwas schiefgeht oder die Waren mangelhaft oder sogar sicherheitsgefährdend verarbeitet sind. Und auch wenn der Hersteller normalerweise für seine Waren haften muss, giltst du zum Beispiel bei Dropshipping mit AliExpress als Hersteller, weil China steuerrechtlich als Drittland gilt. Bei Produzenten innerhalb der EU kannst du dagegen diesbezüglich etwas aufatmen.
Produkte, die du aus Nicht-EU-Ländern beziehst, solltest du demnach stets ganz genau prüfen – auch was Zusatzstoffe angeht. Wenn dir hierfür Zeit und Mittel fehlen, arbeite nur mit Großhändlern zusammen, denen du vertrauen kannst und die in der EU anerkannte Sicherheitsstandards erfüllen können.
Produkte aus China, die sich aufgrund des erhöhten Sicherheitsrisikos eher nicht für Dropshipping eignen:
- Flüssigkeiten
- Kosmetik und Pflegeprodukte
- Produkte für Kinder und Babys
- Bekleidung und Schmuck
- Lizenzierte Ware
- Elektronik mit Akkus
Klar ist auch: Wenn du beabsichtigst, mit deinem Business Gewinne zu erzielen, musst du ein Gewerbe anmelden. Um nicht mit privatem Vermögen haften zu müssen, kommt die Gründung einer GmbH infrage.
Einfuhrumsatzsteuer, Zoll und weitere Kosten
Seit Juli 2021 gibt es die Freigrenze von 22 Euro für Einfuhrumsatzsteuer nicht mehr. Das heißt: Für alle Waren, die du in einem Drittland wie China, Großbritannien oder den USA bestellst, fallen Einfuhrabgaben auf den Einkaufspreis an. Zollgebühren werden in Deutschland erst ab 150 Euro Warenwert fällig.
Noch ein Tipp: Auch die Verpackungsgesetze solltest du beachten – in der Regel musst du eine Verpackungslizenz kaufen, denn durch deinen Handel fällt Müll an. Vertreiber und Hersteller sind verpflichtet, für ein duales System zu zahlen.

Ist Dropshipping bei Amazon legal?
Natürlich kannst du dein Dropshipping auch über Amazon erledigen und dir dadurch Zeit sparen. Beim Verkaufen über die Handelsplattform musst du nicht erst deinen Shop aufbauen und promoten, sondern nutzt einfach den Marketplace mit seinen angebotenen Marketingstrategien, sicheren Zahlungsmöglichkeiten und Algorithmen.
Beachte dabei aber, dass Amazon hierfür einige Spielregeln aufgestellt hat, an die du dich unbedingt halten solltest. Andernfalls könnte dein Konto gesperrt werden.
- Du musst überall als Verkäufer ausgewiesen sein – ein Hinweis auf den Hersteller oder Großhändler auf Verpackungen oder Rechnungen ist nicht gestattet
- Dropshipping darf nur über das Amazon-FBA-Programm erfolgen
- Du bist für die Bearbeitung von Retouren verantwortlich
- Stelle sicher, dass dein Produzent wirklich alle Bestellungen ausliefern kann, um deinen Seller-Account nicht zu gefährden
- Wareneinkauf bei Großhändlern und Herstellern ist gestattet, das Weiterverkaufen von Produkten aus dem Einzelhandel wird jedoch hart sanktioniert
Für Dropshipping auf Amazon fallen zusätzlich 10 bis 15 Prozent Gebühren an. Daher solltest du gut abwägen, ob sich das Geschäft bei Amazon für dich lohnt oder ob du lieber einen eigenen Shop eröffnest.
Fazit
Dropshipping ist in der Theorie eine gute Sache für alle, die mit ihrem Business gerade erst starten, wenig Geld zur Verfügung haben und möglicherweise nebenbei noch einem anderen Job nachgehen. Unterschätzen solltest du das Business keinesfalls, aber wenn du realistisch an die Sache herangehst, wirst du sicher auch mit guten Umsätzen belohnt. Wir hoffen, dass dir unser Ratgeber einige gute Impulse liefern konnte!